Unsere Lieblingsnachbarn oder ein Stoch kommt selten allein!
- christinaklug
- 29. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Den ersten menschlichen Kontakt in Sievern habe ich aus praktischen Gründen zu unserem dorfeigenen "Stochenvater" Bernd gesucht. Als zugezogene Stadtkinder mit dem ersten, eigenen Storchennest auf dem Dach waren wir in Teilen natürlich wissbegierig, aber auch überfordert mit unseren neuen Haus - oder vielleicht besser Dachtieren!
Aber: egal, wie naiv die Frage war - Bernd war da und hatte immer eine Antwort für mich und meinen Mann Guido parat.
Nicht nur, dass er und seine Frau Iris unzählige Nester auf dem eigenen Grundstück und Dach beherbergen - Bernd kümmert sich rührend um alle - und das sind mittlerweile knapp 30 Paare - die sich im gesamten Dorf nestlich niedergelassen haben. Er weiß genau, ob ein Storch fehlt, verletzt ist oder zu spät aus dem Süden zurückgekehrt ist. Er weiß sogar, welcher Storch über welche Route einfliegt oder ob ein neuer Storch dabei ist.
Ein Highlight ist seine "Storchencam", also eine eigens auf dem Grundstück montierte Kamera, die ein Bild aus den Nestern auf einen Monitor überträgt. Interessierte können so sehen, wie gefüttert wird, wie es aussieht, wenn Störche chillen und man kann den Küken regelrecht beim Wachsen zuschauen. So viel Herzblut für so wundervolle Geschöpfe - ein Besuch in der Burgstraße lohnt sich für jeden, der ein Herz für Tiere hat!
Ein Storch-Notfall oder ich kurz vorm Nervenzusammenbruch
Mein Herz schlägt auf jeden Fall für Störche - eigentlich aber für alle Tiere - wenn ich könnte, würde ich zwischen Hunden, Ziegen, Minischweinen, Eseln und Alpakas leben. Zu sehen oder zu hören, wie ein Tier leidet, zerreißt mich. Wie es das Schicksal aber nun eines Tages wollte, musste ich (nicht mein Mann) kurz nach unserem Einzug ein aus dem Nest geworfenes Storchenküken auf unserem Rasen finden. Grau, so niedlich, unglaublich flauschig und doch schon ziemlich groß lag es bäuchlings neben unseren Hortensien. Mutmaßlich war es über die gesamte, seitliche Reetdachfläche gerollt und auf dem Rasen zum Liegen gekommen. Bei dem Anblick hat mich sofort eine innerliche Panik erfasst. Mein erster Impuls: ich muss Bernd anrufen! Tränenerstickt konnte ich Ihn nur bitten ganz schnell zu sein - und er war ganz schnell. Gekonnt und ohne Zögern hat er das Kleine eingepackt und sich sofort darum gekümmert. Wärme, Futter und dann der notwendige Transport in die Storchenpflegestation Wesermarsch. Was für eine Aufregung kurz vorm Nervenzusammenbruch, aber das Kleine hat - Bernd sei Dank - überlebt! So ein Dachtier bedeutet eben auch eine gewisse Verantwortung, auch wenn die Natur die Dinge eigentlich von selber regelt.
Sievern ist ein waschechtes Storchendorf
Ich freue mich jeden Tag auf Neue, wenn ich vor dem Haus von Bernd und Iris sitze und mir das emsige Treiben der stolzen Vögel ansehen kann. Das ganze Dorf ist mittlerweile infiziert - es gibt eine WhatsApp-Gruppe der "Storchennestbesitzer", Störche fliegen tagein und tagaus über die Dächer, es klappert überall und die Wiesen und Felder rund um das Dorf dienen der Futterbeschaffung. Regelmäßig sieht man "Auswärtige" ausgerüstet mit Kameras und staunenden Blicken in den Himmel oder in Richtung der Nester und Dächer gerichtet. Gerne berichtet Bernd dann über "seine Störche". Er hat über die Jahre hinweg viele Geschichten und Wissen gesammelt, welches er freudig weitergibt.
Wer dieses wunderschöne Naturschauspiel noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt mal in unserem Storchendorf vorbeikommen.....denn ein Storch kommt selten allein!
Sievern, Bernd & ich würden uns sehr darüber freuen!!!



















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